7. SONNTAG DER OSTERZEIT

 

Jesus betet. Haben Sie auch gespürt, welche Kraft von seinen Worten ausgeht? Da spüren wir seine ganz persönliche, intime Beziehung zu Gott, den er seinen Vater nennt. Es ist eine unerhört intensive Vertrauensbeziehung. So bringt er sein Leben vor Gott zur Sprache. Und was war das für ein Leben? Was war das Wichtigste, das er gemacht hat? Was hat ihn immer beschäftigt?

Er sagt: Lass jetzt die Liebe deines Sohnes erkennbar werden, damit ich auch deine Liebe als Vater sichtbar machen kann.“ In seiner Lebensweise, in seinem Umgang mit den Menschen war immer eine Liebe spürbar, die er selbst verstand als die Liebe Gottes, die in ihm wirkte. Das erinnert an eine Aussage im 1. Johannesbrief: „Gott ist die Liebe.“ Wo Menschen wirklich lieben, ist das die Kraft von Gott selbst, die in ihnen wirkt. Das ist dann auch das Bild, das Jesus von Gott vermittelt: Gott ist wie ein liebender Vater für seine Kinder. Das ist seine befreiende Botschaft an uns. Und Jesus meint: Ich habe hier auf der Erde den Menschen gezeigt, wer du, Gott, bist und wie groß du bist.

Und das hat Konsequenzen. Jesus meint: Indem ich das tue, schenke ich euch „ewiges Leben.“ Damit meint Jesus nicht, ein Leben das ‚ewig dauert‘, sondern: ein Leben mit einer anderen Qualität. Eine „Lebensqualität“, die nachhaltig, dauerhaft ist, weil sie unsere tiefste Sehnsucht erfüllt. Jeder spürt in sich: Ich möchte leben. Ich möchte das wahre, intensive, erfüllte, geglückte, beglückende Leben erfahren. Die Erfahrung machen wir durch eine niemals endende (und immer mehr sich vertiefende) Gemeinschaft in Verbundenheit mit Gott, dem liebenden Vater.

Es geht hier nicht nur um ein Leben nach dem Tod, sondern um das jetzige Leben, das in der Verbundenheit mit Gott eine neue Intensität bekommt, ein nachhaltig gutes Leben. Wahrhaftiges menschliches Leben erreichen wir nur in tiefer Verbundenheit mit Gott. Ohne Gott finde ich nicht zum wahren Leben.

Glauben heißt dann auch: In einer lebendigen, intensiven Beziehung mit Gott leben. Wie lebendig ist meine Beziehung zu Gott? Das zeigt sich z.B. in meinem persönlichen Beten. Wie und wie oft bete ich, bringe ich mein persönliches Leben vor Gott zur Sprache? Spüre ich dann meine Verbundenheit mit ihm? Ist das nicht beglückend und belebend? Diese Erfahrung können wir machen, wenn wir versuchen zu beten wie Jesus es tat.

Diese Beziehung zu Gott hat auch Folgen für unsere Beziehung zueinander. Jesus bittet Gott: „Erhalte sie in der Gemeinschaft mit dir, damit sie untereinander so eins werden, wie du und ich eins sind.“

Alle, die an Gott und an Jesus glauben haben dadurch etwas, was sie miteinander verbindet. Sie haben etwas gemeinsam, werden dadurch eine Gemeinschaft. Eine Glaubensgemeinschaft, die sich natürlich auch weiterentwickeln und vertiefen kann und soll, indem man immer mehr aufeinander zugeht, miteinander vertraut wird, Zeit miteinander verbringt, sich gemeinsam für die „Sache Jesu und Gottes“, für das „Reich Gottes“ einsetzt.

Und die Zielvorstellung von Jesus ist: Wir sollen „untereinander so eins werden, wie du, Gott-Vater, und ich eins sind“. Ein hohes Ideal! Und wir spüren, wie uns das oft nicht gelingt. Aber das ist das ganze Geheimnis unseres Christseins: Leben in guter (Vertrauens)Beziehung zu Gott und zueinander. Wo uns das gelingt, spüren wir jetzt schon etwas von diesem „ewigen Leben“, natürlich bruchstückhaft, mit Höhen und Tiefen. Wir sind unterwegs. Aber es ist der tiefe Wunsch, den Jesus in seinem Gebet zum Ausdruck bringt, dass uns das gelingt.

Zum Archiv